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Kommunales Konfliktmanagement am Beispiel der Stadt München


Markus Weinkopf M.A. - 25. November 2022

Formen der Streitbeilegung im Gemeinwesen – nach ihren Bedarfen differenziert

Das Zusammenleben im urbanen Bereich ist geprägt von Nähe und Enge. Siehe auch https://adribo.de/jetzt-wirds-eng/. Viele Menschen auf wenig Platz, das schafft Raum für Konflikte. So auch in München, der am dichtesten bevölkerten Stadt Deutschlands. Das friedliche Zusammenleben auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen ist immer wieder in Gefahr. Konflikte zwischen Menschen im Gemeinwesen gehören zur Tagesordnung. Sie zu verhindern oder beizulegen, ist eine Herausforderung, der sich Kommunen immer öfter gegenübersehen.

Ab dem Jahr 2000 hat die AWO (Beratungsdienste der Arbeiterwohlfahrt München gGmbH) in Kooperation mit der Landeshauptstadt München begonnen, an dem Konzept Konfliktmanagement im interkulturellen Kontext (KIK) zu arbeiten. Ab 2005 waren mehr als 20 Mediator*innen im Einsatz, um vor allem in Bereichen Frieden zu stiften, wo Menschen unterschiedlicher Kulturen aufeinandertrafen.

Ein erster Schritt war getan. „Es wurde damit sozialpolitisch das Ziel verfolgt, einen Beitrag zum friedlicheren Miteinander (…) in der Stadtgesellschaft zu ermöglichen.“, so Dr. Eva Jüsten, Leitung Bürgerschaftliches Engagement und Konfliktmanagement (BEK) im Sozialreferat der Landeshauptstadt München. Bald gab es Anfragen anderer Bürger*innen, die auch in ihrer unmittelbaren Umgebung, aber ohne interkulturellem Hintergrund, den Bedarf der mediativen Streitbeilegung erkannten. Die Erfahrungen, aber auch der Erfolg von KIK führten 2010 zur Gründung von SteG, der Stelle für Gemeinwesenmediation. KIK wurde in SteG übergeführt. Mit einem Pool von ehrenamtlichen Mediator*innen und einer hauptamtlichen Koordinatorin wirkte die neue Stelle in alle Bereiche nachbarschaftlichen Zusammenlebens. Vom Streit zwischen Nachbar*innen im selben Haus bis hin zu Konflikten zwischen größeren Einrichtungen und deren Nachbarschaften. Das Charakteristikum dieser Konflikte war immer die Identifizierbarkeit der Beteiligten, was es auch ermöglichte, die Mediationen in der näheren Umgebung der Streitsache meist von einem Tandem aus Mediatorin und Mediator durchführen zu lassen.

SteG – Brücke zwischen den Bürger*innen
https://stadt.muenchen.de/service/info/buergerschaftliches-engagement-und-konfliktmanagement/10223327/

SteG ist heute nach mehr als zwölf Jahren des Bestehens ein nicht mehr wegzudenkendes, kostenfreies Angebot der Stadt an ihre Bürgerschaft, um den sozialen Frieden zu erhalten. Dabei war den Verantwortlichen von SteG immer das Einbinden der städtischen Verwaltung, von Netzwerken sozialer Arbeit, von politischen Vertreter*innen in den Stadtbezirken sowie die Zusammenarbeit mit der Polizei wichtig. So waren den beauftragten Mediator*innen bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Konfliktanalyse die Türen zu offiziellen Stellen der Stadt geöffnet. Dieser Umstand ist für ein kommunales Konfliktmanagement ein fundamentaler Baustein, der für einen Erfolg der Mediation nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

VIN – Dialog in der Nachbarschaft
https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:8e132a0c-b1a3-4656-bd0d-f206d600c561/LHM%20SteG%20Flyer.pdf

Ergänzend zu SteG gibt es seit 2022 die Einrichtung VIN – Vermittlung in Nachbarschaften. Speziell ausgerichtet auf Probleme in halböffentlichen Bereichen wie Wohnanlagen wird mit dialogischem Werkzeug dort vermittelt, wo übliche Maßnahmen aus Recht und Verwaltung nicht greifen. Besonders ausgebildete Honorarkräfte setzen deeskalierende Kommunikationsmittel ein, um Lösungen von Problemen im näheren Wohnumfeld zu finden. SteG und VIN arbeiten Hand in Hand daran, in überschaubaren Bereichen die Intentionen des kommunalen Konfliktmanagements umzusetzen.

AKIM – Konfliktvermittlung im öffentlichen Raum
https://stadt.muenchen.de/infos/akim-allparteiliches-konfliktmanagement.html

Vor allem in der warmen Jahreszeit versammeln sich Menschen gerne auf Plätzen und Brücken, um miteinander zu reden und zu trinken. Dieses durchaus friedliche Beisammensein kann dennoch für ruhebedürftige Nachbar*innen zum Problem werden. Es entstehen Konflikte zwischen Einzelpersonen und anonymen Gruppen. Auch hier besteht Bedarf der Regelung des Miteinanders. Hat anfangs SteG auch hier seine Dienste angeboten, war bald klar, dass es eine Erweiterung des Konfliktmanagements braucht, das auch diffuse Nutzergruppen erfasst. So kam es zur Installierung des Allparteilichen Konfliktmanagements in München, kurz AKIM genannt. Besonders geschulte Sozialarbeiter*innen sind als Moderierende dort im Einsatz, wo Konflikte im öffentlichen Raum zu erwarten sind oder bereits zu eskalieren beginnen. AKIM arbeitet mit einem Netzwerk aus Stadtteilpolitik und öffentlicher Dienste, um in vorausschauenden Konfliktanalysen Problemfelder zu erkennen und gezielt auf Störungen des sozialen Friedens eingehen zu können. Wenn erforderlich und wenn möglich können so auch in Zusammenarbeit mit SteG Auseinandersetzungen mediativ geregelt werden.

MoNa – Nächtliches Feiern moderieren
https://stadt.muenchen.de/infos/mona.html

Von Großstädten wird erwartet, dass sie für Menschen, die sich abends vergnügen wollen, ein Nachtleben anbieten. Nachtgastronomie, Bars, Diskotheken und Clubs, oft konzentriert in sogenannten Ausgehvierteln, sind Magnet für junge und junggebliebene Bürger*innen oder Gäste der Stadt. Da diese Ausgehviertel oft in innerstädtischen Mischgebieten mit hohem Wohnanteil liegen, prallen zwangsläufig unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Um für die Lösung dieser vorhersehbaren Konflikte eine Anlaufstelle zu haben, gibt es in München eine Moderation der Nacht, die MoNa genannt wird. MoNA ist zuständig für alle Belange des nächtlichen Lebens und somit kompetente Ansprechpartnerin sowohl für gestresste Bewohner*innen als auch Wirt*innen und Clubbetreiber*innen.

Resümee

Am Beispiel Münchens lässt sich erkennen, dass kommunales Konfliktmanagement einer differenzierten Herangehensweise bedarf, um allen Ansprüchen der Bürgerschaft gerecht zu werden. Sowohl die Aufgabenfelder von SteG und VIN einerseits als auch von AKIM und MoNa andererseits sind vielfältig wie die Lebensformen der Menschen, die in einer Großstadt leben. Frieden in der Nachbarschaft ist ein Merkmal von Lebensqualität. München tut dafür einiges.

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Markus Weinkopf M.A.

Zertifizierter Mediator

Der Autor Markus Weinkopf ist Architekt und Stadtplaner. Er studierte in Wien an der Technischen Universität Architektur und arbeitete später in einem Architekturbüro, das er mehrere Jahre als Büroleiter führte. 2006 wurde er dort Partner und absolvierte im gleichen Jahr eine Ausbildung zum Mediator für den Bereich Planen, Bauen und Umwelt bei der Bayerischen Architektenkammer. Seinen Master of Arts (M.A.) für Mediation legte er an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder ab. Weitere Erfahrungen hat Markus Weinkopf in Wirtschafts- und Gemeinwesenmediation sowie als Moderator von Bürgerbeteiligungsverfahren. Wegen seiner architektonischen und baulichen Expertise ist Markus Weinkopf ein gefragter Mediator für den öffentlichen und privaten Bausektor. Markus Weinkopf ist seit 1993 ehrenamtlich für das psychosoziale Zentrum REFUGIO München aktiv, u.a. im Vorstand des Träger- und Fördervereins. REFUGIO ist eine NGO, die sich vor allem um traumatisierte Flüchtlinge kümmert.

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