Welche andere europäische Institution neben der EUIPO (Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum) vermag von sich mit Fug und Recht zu behaupten, nicht nur den Gedanken der Mediation zu fördern, sondern diese darüber hinaus auch umfassend anzubieten und erfolgreich zu praktizieren?
„Keine“ würde die zutreffende Antwort von Sven Stürmann lauten, President of the Board of Appeal, EUIPO, und Accredited Mediator!
Er war es, der zusammen mit seinem Team die diesjährige „5th IP Mediation Conference“ mit dem Titel „Unlocking the power of mediation“ professionell geplant und dann in Maltas Hauptstadt La Valetta (St. Julien) erfolgreich umgesetzt hat.

Erfolgreich
> was das ausgezeichnet organisierte Tagungshotel Marriott in St. Julien,

> was das vorzügliche abendliche Beiprogramm im Phoenica Hotel


> und was schließlich die Präsentation der interessanten Inhalte durch hochqualifizierte Referentinnen und Referenten anbelangte.

All dies zur Erbauung einer sehr großen Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Präsenz und online, überwiegend aus Staaten der EU aber auch aus Drittstaaten, die sich zu diesem Kongress angemeldet hatten. Sie bekamen in „10 Sessions“ eine Vielzahl von Informationen über Mediation und Konfliktmanagement im Allgemeinen wie auch in der täglichen Praxis der EUIPO geboten und nutzen den Kongress zudem für intensives Networking.




Alle 10 Sessions hier im Einzelnen darzustellen, würde den Umfang dieses Beitrages sprengen. Wer sich daher im Detail mit den lehrreichen Vorträgen, den renommierten Referentinnen und Referenten, den interessanten Diskussionsbeiträgen und schließlich den weiterführenden Tagungs-Unterlagen auseinandersetzen möchte, der sei auf die Internetveröffentlichung der EUIPO verwiesen (https://ipmediationconference.blumm.it).
An dieser Stelle seien jedoch – pars pro toto – drei „Sitzungen“ im Detail erwähnt, die den Verfasser dieses Beitrags ihres Inhalts und ihrer Präsentation wegen besonders beeindruckten.
> Da wäre zunächst Session 2 zu nennen, in der der maltesische Richter Francesco Depasquale, zugleich Präsident des „Council of Europe Commission for the Efficiency of Justice (CEPEJ)“, zum Thema „From conflicts to sustainable solutions: Optimizing time and resources in IP dispute management“ referierte. Seine klaren, kenntnisreich und spannend vorgetragen Ausführungen stimmten das Auditorium hervorragend auf die Konferenz ein und endeten mit der bemerkenswerten Aufforderung: „Let us make mediation not the ‚alternative‘ way of resolving disputes, but the natural, intelligent and forward-looking choice.“

> Besonders hervorgehoben zu werden verdient zudem „Session 7 Interacting with the future: Leading voices in the quest for combining AI with IP mediation“
mit den beiden Referenten George Lim, SC – Chair Singapore International Mediation Center – und Colin Rule – President & CEO at ODR -. Dabei beeindruckte insbesondere George Lim durch die fesselnde Art seines Vortrages, der von Beginn an das Publikum mit einbezog. Beide Referenten zeigten beispielhaft auf, wie Künstliche Intelligenz erfolgreich und unter Wahrung der Vertraulichkeit in Mediationsverfahren eingesetzt werden kann, beispielsweise mit der in Singapore entwickelten KI-Lösung „MAIA“. (https://share.google/XORD8VaGOsjN9ltZw). Sie hilft, Mediationsprozesse zu unterstützen, indem sie Dokumente analysiert, Zusammenfassungen erstellt, Chronologien aufbereitet und Parteienidentitäten herausarbeitet. Zudem generiert sie „konstruktive Ansatzpunkte“ und gibt Hilfestellung bei der strategischen Orientierung. „MAIA“ nehme, so das Credo von George Kim, zukünftig die Rolle des vierten Mediationsbeteiligten ein – neben den beiden Konfliktparteien und dem Mediator. Ein wahrlich interessanter Aspekt!


> Und schließlich soll noch die Session 9 mit dem Thema „Master Mediator Commentary on Mediation in Action“ erwähnt werden, in der ein Mediations-Rollenspiel dargeboten wurde.
Die Session bestach durch die ruhig dargebotenen und weiterführenden Erklärungen der Moderatorin Felicity Steadman einerseits, die professionell durchgeführte Mediation durch die Mediatorin Alexandra Crawcour andererseits. Und ja, die vier Teilnehmenden aus dem Kreis des EUIPO Teams (Christophe du Jardin, Emilie Scheffer, Marisol Orts Moreno und Jakub Mrozowski), die in die Rollen der Konfliktparteien geschlüpft waren, spielten ihren jeweiligen Part außerordentlich souverän. Dass dabei das Format der Shuttle-Mediation durchgeführt wurde, verblüffte und führte zu einigen Nachfragen durch das Publikum und sodann entsprechenden Erläuterungen durch die Mediatorin. Sie verwies auf die hohe Emotionalität zu Beginn des Verfahrens und ihre hieraus abgeleitete Hypothese, diese im Seetting von mehreren Einzelgesprächen besser beherrschen zu können. Und in der Tat boten die Einzelgespräche Gelegenheit, einerseits die Interessen und Bedürfnisse der Konfliktbeteiligten in Ruhe zu bearbeiten und andererseits auch mögliche Optionen kritisch in den Blick zu nehmen, bevor dann in einer abschließenden gemeinsamen Sitzung eine Vereinbarung getroffen und durch die beteiligten Anwälte sodann in einem schriftlichen Vertrag festgehalten werden sollte.


Alles in allem ein hervorragender Kongress!
Für die vom Veranstalter zum Abschluss von den Teilnehmenden erbetene Einschätzung des Kongresses hat der Verfasser dieses Beitrages die Bewertung „excellent“ vergeben. Und sieht gespannt der Folgeveranstaltung im Jahre 2027 in Alicante entgegen!