Mediation dient der Lösung von Konflikten. Bei großen Unternehmungen ist die Kommunikation zwischen Personen bzw. Personengruppen überlagert durch die Reglementierungen der hierarchischen Aufbau- und Ablaufstrukturen. Wie ist dem aus Sicht von Mediatoren zu begegnen? Sicherlich wird die Arbeit von Mediatoren erleichtert, wenn in einem Unternehmen die Kultur der Offenheit gegenüber Konflikten besteht. Aber wie steht es mit den Unterschieden bei Sachkonflikten gegenüber der Bearbeitung von Beziehungs- oder Wertekonflikten aus? Und welche Merkmalsausprägungen der Führungskräfte sind maßgebend bei der Bevorzugung von Einbeziehung interner bzw. externer Mediatoren bei einem Konflikt?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das vorliegende Buch „Konflikte und deren Bewältigung in und zwischen Organisationseinheiten bei großen Unternehmungen“ (Jaspersen, H. Akademikerverlag, 2017). Jaspersen hat 10 Führungskräfte aus deutschen Großunternehmen mittels eines standardisierten Fragebogens und einem Leitfadeninterview befragt. Es sind Männer und Frauen, verheiratet und ledig, Wirtschaftler, Ingenieure und Geisteswissenschaftler und sie kommen aus verschiedenen Branchen wie Energie, Automobil, Elektrotechnik, Pharmazie, Bau und Versicherung. In ihrer Selbsteinschätzung dominiert eine ausgeprägte numerische und verbale Intelligenz, induktives und deduktives Denken sowie ein gutes Gedächtnis. Wie ist ihre Einstellung zu Konflikten, wie ihre Bereitschaft Hilfe von allparteilichen Dritten (extern oder intern) anzunehmen?
Für Mediatoren ergeben sich aufgrund der Interviewergebnisse drei klare Schlussfolgerungen: Der Erfolg von Mediation in dem untersuchten Umfeld ist nicht nur abhängig von den psychologischen Merkmalen der Konfliktbeteiligten, sondern auch von denen der Vorgesetzten, die innerhalb der hierarchischen Strukturen eingebunden sind. Zweitens ist das Image des Begriffs „Mediation“ nicht so, wie wir Mediatoren es uns wünschen. Und zum Dritten fehlt es offensichtlich an Datenmaterial über Wünsche und Vorstellungen von Führungspersonen bezüglich des Umgangs mit Konflikten, um ggf. das Angebot an unterstützenden Maßnahmen aus Mediationssicht für Unternehmen und deren Mitarbeiter attraktiver gestalten zu können.