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„Conscious Uncoupling“: Das Geheimnis einer friedlichen Trennung


Nicole Etscheit M.A. - 17. Juli 2017

Warum gelingt es manchen Paaren, einigermaßen friedlich, getrennte Wege zu gehen und anderen nicht?

Letztere zermürben sich oft in jahrelangen und teuren Scheidungsverfahren: Aus jedem nur möglichen Anspruch wird eine Klage vor Gericht – und am Ende zahlen alle drauf: die Ehegatten und vor allen Dingen die Kinder. Nicht nur Geld wird verschwendet sondern auch die Achtung vor einander wird über Bord geworfen, jeglicher Respekt und Anstand vor dem einstmals geliebten Partner geht verloren. Dies ist besonders schlimm, wenn gemeinsame Kinder weiterhin mit ihren beiden Eltern auskommen wollen bzw. müssen und unter den streitenden Eltern leiden.

Aber wie kann eine friedliche Trennung gelingen?

Die wichtigste Voraussetzung ist natürlich der Wille zu einer friedlichen Trennung und die Bereitschaft, miteinander zu kommunizieren. Da die meisten Paare das alleine nicht bewerkstelligen, hilft eine neutrale dritte Person bei der Gesprächsleitung. Dem anderen einmal wirklich zuhören und dessen Beweggründe für die Trennung zu verstehen ist der erste Schritt in Richtung friedliche Lösung. Erst wenn sich beide nicht mehr nur als Opfer begreifen, als ausgenutzt, belogen oder betrogen sondern auch die jeweils andere Sichtweise zulassen und den eigenen Anteil am Konflikt erkennen, kann überhaupt begonnen werden über die rechtlichen und praktischen Folgen einer Trennung zu verhandeln. Mit diesen Erkenntnissen kann es gelingen, in eine konstruktive und lösungsorientierte Diskussion über die Finanzen, die Kinder und die Wohnorte überzugehen.

In den USA gibt es für diesen kooperativen Prozess bereits einen Fachbegriff: „Conscious Uncoupling“: sinngemäß „bewusste „Entkopplung“. Im Fokus stehen insbesondere die Kinder, denen beide Eltern in einer neuen Art von Familie erhalten bleiben sollen und sie durch die Streitigkeiten der Eltern nicht in Loyalitätskonflikte geraten. Dazu, so die amerikanische Therapeutin Woodward Thomas, „müssten die Expartner etwas aufbringen, was sie einst als Paar bestimmt geschafft haben: einander etwas zu gönnen.“ Die Paare müssten erst einmal begreifen, dass eine Trennung keine Schande ist, so die Therapeutin.

Im Rahmen einer Trennungs- oder Scheidungsmediation besteht eine größere Chance, sich bewusst und vollständig voneinander zu lösen, gleichzeitig einen Neuanfang im Guten zu schaffen und eine zukunftsorientierte Basis für ein anderes Familienleben zu entwerfen. Die wichtigen Themen können interessengerecht für alle Beteiligten verbindlich gelöst werden. Konfliktlösungen dieser Art sparen nicht nur viel Geld sondern verhindern insbesondere eine Endlosschleife an gegenseitigen Vorwürfen und Negativ-Gefühlen, die leider nicht selten durch die begleitenden Anwälte noch verschärft werden.

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Nicole Etscheit M.A.

Zertifizierte Mediatorin, Rechtsanwältin
Fachanwältin für Familienrecht


Die Autorin Nicole Etscheit ist seit 1999 in Berlin als Rechtsanwältin im Familienrecht tätig. Ihre langjährige Erfahrung in diesem Bereich führte sie zur Mediation, die familiäre Konflikte durchweg besser und nachhaltiger lösen kann als unter Einbeziehung des Familiengerichts.

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